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Barbara Fischer mit Megaphon bei Coding da Vinci
Barbara Fischer bei Coding da Vinci
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Namensnennung
Volker Angueras Gäng
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Lizenz

Bye Bye Barbara – Das Coding-da-Vinci-Gründer*innenteam verabschiedet sich von Barbara Fischer

Vor fünf Jahren begann in Berlin die Erfolgsgeschichte des Kulturhackathons „Coding da Vinci“ und damit begann auch meine persönliche Bekanntschaft mit Barbara Fischer. Barbara hatte ein Jahr zuvor bei Wikimedia Deutschland (WMDE) die Kulturarbeit übernommen. Im damaligen WMDE-Sprech war der Kulturhackathon ein sogenanntes „Türöffner-Projekt“, eine „vertrauensbildende Maßnahme“ zwischen Kultur(erbe)institutionen und den Wikimedia-Communities. Das Ziel war, dadurch eine qualitative Steigerung der digitalen Wissensallmende zu erreichen. Während unserer fünfjährigen Teamzusammenarbeit für unser aller Herzensprojekt Coding da Vinci, die wesentlich auch von Barbaras Engagement geprägt wurde, haben wir dann einiges mehr erreicht.

Aber kehren wir zurück ins Jahr 2013. Auf der re:publica im Mai überlegte Barbara mit Daniel Dietrich von der Open Knowledge Foundation Deutschland (OKF DE), einen Hackathon mit dem Schwerpunkt „Kultur“ auf die Beine zu stellen. Parallel suchte die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) nach einem geeigneten Format, um Entwicklerinnen und Entwickler für ihre frisch veröffentlichte API zu begeistern. DigiS und das Förderprogramm Digitalisierung Berlin waren neu gegründet worden und suchten gute Anwendungsfälle zur Nachnutzung von digitalem Kulturgut für Berliner Kulturerbeinstitutionen. Wenige Monate später fand sich das Gründungsteam von Coding da Vinci zusammen: Barbara Fischer (WMDE), Helene Hahn (OKF DE), Stephan Bartholmei (DDB) und ich selbst (digiS). Gemeinsam starteten wir in die Umsetzung.

Unsere Idee war es, durch den Kulturhackathon Coding da Vinci die Kultur- und Technikwelt zu vernetzen, den Wert digitaler Kulturdaten öffentlich bekannt zu machen und mit frei nutzbaren Daten neue Zielgruppen anzusprechen. Es ging darum zu zeigen, wie nachgefragt offene Kulturdaten in der Community sind und welches Potenzial für Kultur und Gesellschaft in ihrer Nachnutzung schlummert. Unsere Erwartungen als Initiator*innen des Kulturhackathons waren 2013 nicht besonders hoch: 5 Datensätze, 50 Teilnehmende wären ein Erfolg – so dachten wir damals.

Das Miteinander im Team von Coding da Vinci erforderte von uns allen gerade im ersten Jahr unserer Zusammenarbeit eine große persönliche Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen, sich mit den teilweise sehr anderen Sichtweisen der Teamkolleg*innen auf das Thema „offene Kulturdaten“ auseinanderzusetzen, um einander wirklich zu verstehen. So warb die GLAM-nahe Fraktion (Stephan und ich) um Verständnis für die Ängste der Kultureinrichtungen, „ihre“ Daten zu öffnen und freizugeben. Die „open“-Fraktion (Barbara und Helene) sprach nicht nur von „befreiten Daten“ – eine Formulierung, die mich oft schmunzeln ließ –, sondern forderte genau das innerhalb möglichst kurzer Zeit ein: vier Monate!

Liebe Barbara, du hast mit deiner dynamischen, charmant-impulsiven und im besten Sinn energiegeladenen, herzlichen Art zum großen Erfolg und der bundesweiten und zuletzt auch EU-weiten Bekanntheit unseres Kulturhackathons beigetragen! Dafür möchten wir uns bedanken! Du hast erfolgreich Brücken geschlagen und in unserer Strategiediskussion entscheidende Impulse für die inhaltliche Ausrichtung von Coding da Vinci gesetzt:

Offene Verfügbarmachung von mehr als 100 Datensätzen
Seit 2014 haben mehr als 70 Institutionen aus ganz Deutschland Daten für den Kulturhackathon geöffnet und verfügbar gemacht, über eine Million Medieninhalte wie Bilder, Sounds, Karten, Videos und Metadaten zu verschiedenen Themen stehen, verlinkt über die CdV-Website, zur Verfügung. Es entstanden in mehr als 70 Datenprojekten neue Anwendungen, mobile Apps, Dienste, Spiele und Visualisierungen… Die Ergebnisse sind ebenfalls auf der CdV-Webseite dokumentiert.

Regionalisierung
Angefangen als bundesweite Veranstaltung in Berlin hat sich Coding da Vinci seit 2016 in die Regionen Deutschlands ausgebreitet. CdV Nord startete als erster Regionalhackathon, am 14./15. April 2018 ist der Auftakt für Coding da Vinci Ost, ein weiterer regionaler Ableger wird in diesem Jahr im Rhein-Main-Gebiet folgen. Für 2019 stehen bereits erste Interessenten aus dem Süden Deutschlands in den Startlöchern.

Strukturwandel
Coding da Vinci soll auch weiterhin ein Event sein, das engagierte Menschen vernetzt, Experimente ermöglicht und zukünftige Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Kulturinstitutionen und einer begeisterten Tech-Community aufzeigt. Zugleich steht es außer Zweifel, dass der Kulturhackathon dazu beitragen soll, langfristige Strukturen in den Einrichtungen für die Öffnung in den digitalen Raum zu schaffen und vor allem auch die daten- und projektbezogene Kooperation zwischen den Institutionen und den ehrenamtlichen Entwickler*innen zu fördern. Hier muss noch ein längerer Weg zurückgelegt werden, aber der entscheidende Impuls (auch durch die Regionalisierung des Hackathons) ist gesetzt.

Auch Barbara hat sich für einen strukturellen Wandel in ihrer Berufsbiographie entschieden. Die Wahl, zur Deutschen Nationalbibliothek (DNB) zu wechseln, mag einen zunächst überraschen. Doch ihre dortige neue Aufgabe als Managerin für neue Kooperationen und spartenübergreifende Communityprojekte mit dem Schwerpunkt für Normdaten und Vernetzung ist fast eine logische Folge von fünf schönen und aufregenden Jahren Coding da Vinci. Normdaten sind „das Rückgrat eines maschinenlesbaren, semantischen Netzes der Kultur und Wissenschaft”. Sie spielen für jede Form der Nachnutzung und damit der Erweiterung des gesellschaftlichen Wissensschatzes eine entscheidende Rolle. Die Gemeinsame Normdatei (GND) und ihre geplante Öffnung für Museen, Archive und andere wissenschaftliche Einrichtungen sowie die stärkere Zusammenarbeit mit Wikidata werden voraussichtlich neue Arbeitsfelder von Barbara sein. Sie vereinen sehr gelungen ihre beruflichen Kompetenzen und ihre Fähigkeit, Menschen miteinander zu vernetzen.

Der Wikimedia-Community bleibt Barbara also in gewisser Weise erhalten, aus dem CdV-Team der Gründer*innen müssen wir sie schweren Herzens zunächst nach Frankfurt an die DNB ziehen lassen.

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Gründerjubel
Gründerjubel
Namensnennung
Thomas Nitz
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Wir alle wünschen Dir, liebe Barbara, für Deinen neuen Job alles Gute und viel Freude! Und spätestens dann bis zum Herbst bei Coding da Vinci Rhein-Main!

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Gründerjubel

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