„Uniformierte Zivilisten“ - Die Ziviluniformen des Herzogtums Braunschweig
Der Ziviluniformbestand des Braunschweigischen Landesmuseums wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes umfangreich erforscht und dokumentiert. Für Coding da Vinci Niedersachsen 2020 stellt das BLM einen Ausschnitt aus diesem Bestand zur Verfügung, der die komplexe Hierarchisierung in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zeigt.
Nach der Einführung von Ziviluniformen im Umfeld der französischen Revolution führten alle deutschen Staaten bis in die 1830er Jahre eine Beamten-Uniform ein. Die Uniformierungen standen in Verbindung mit der Gründung des Deutschen Bundes und waren optisch eine Vereinheitlichung der Beamten als Reaktion auf das herausragende Renommee des Militärs.
Neben den Beamtenuniformen für den alltäglichen Dienst, verfügten Beamte des gehobenen und höheren Dienstes über Galauniformen für besondere Anlässe. Die Galauniform dokumentierte die Hoffähigkeit ihres privilegierten Trägers in der ständischen Gesellschaftsordnung.
Das Herzogtum Braunschweig gehörte bei der Einführung von Ziviluniformen zu den „Nachzüglern“: Die 81 Uniformbestandteile des Datensets fallen in den Zeitraum zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Ende des Herzogtums im Jahr 1918. Das Datenset umfasst zum einen Fotografien von vollständig rekonstruierten Uniformensembles (bestehend aus Hose, Uniformrock, Kopfbedeckung, ggf. Weste und Seitenwaffe), die größtenteils sogar ihren ehemaligen Trägern zugeordnet werden können, sowie zum anderen von einzelnen Uniformröcken und Livreen. Das eigenständige Design der Uniformen verweist auf den Versuch, die braunschweigische Identität vor allem gegenüber Preußen zu bewahren.