Grafiken von Robert Gerstenkorn
Die Kunstgeschichtlichen Sammlungen enthalten verschiedene Materialien (Grafiken, Abgüsse, Mosaike, Karten, Plakate, Dias, Fotos, u.a.), die seit 1946 im Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität zu Lehr- und Forschungszwecken zusammengetragen wurden. Darunter befindet sich ein kleines Konvolut von 80 Grafiken des vornehmlich im Koblenzer Raum wirkenden Künstlers Robert Gerstenkorn (1877-1965). Es sind überwiegend Bleistift- und Kohle-Zeichnungen, die zwischen 1890 und 1956 entstanden.
Motivisch beschäftigen sich die Kunstwerke meist mit regionaler Landschaft und Darstellungen von Menschen, insbesondere Portraits (Personen meist nicht identifiziert). Stilistisch sind die Arbeiten von Gerstenkorn von einem konservativen Realismus geprägt. Die Arbeiten verweigern sich weitgehend zeitgenössischen Tendenzen der „Klassischen Moderne“. Die frühen Arbeiten weisen mitunter eine Nähe zum Jugendstil auf, später lässt sich mitunter ein Bezug zur „Neuen Sachlichkeit“ feststellen. Zudem sind Aspekte des in den 30/40er Jahren staatlich geförderten Kunstgeschmackes wahrnehmbar, wobei jedoch keine vordergründig politischen Aussagen durch die Grafiken transportiert werden. Der überwiegende Teil kann als Stimmungsbild und Charakterstudien aufgefasst werden. Gerstenkorn ist ein typischer Vertreter eines provinziellen Kunstgeschmacks und an Hand der kleinen Grafiksammlung lässt sich exemplarisch seine ästhetische Entwicklung verfolgen.