Radikale Muster auf der Kaffeetafel – Spritzdekor-Keramik aus Colditz
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In der Kleinstadt Colditz produzierten seit dem frühen 19. Jahrhundert drei große Steingutfabriken Haushalts- und Gebrauchskeramik: Thomsberger & Hermann, Karl August Zschau und die Steingutfabrik Colditz AG. Um die Käuferschaft anzusprechen, waren ihre Dekore immer sehr modisch gehalten. In den 1920er und frühen 1930er Jahren hieß das: farbenfrohe, avantgardistische Muster, inspiriert von der geometrisch-konstruktivistischen Kunst dieser Zeit.
Dafür setzte man die Technik des Farbzerstäubens per Hand mit einem Druckluftgerät ein (Airbrush). Die Technik wurde schon um 1890 erfunden, jedoch erreichten die hiermit hergestellten „Spritzdekore“ erst ab ca. 1927 ihre Blütezeit. Die Muster waren neu und radikal und lassen uns heute an Gemälde von Kandinsky oder Kasimir Malewitsch denken. Sie konnten in unzähligen Farbvarianten hergestellt werden.
Doch schon kurz nach 1933 wurde durch die NS-Reichskulturkammer die Hinwendung zum Volkstümlichen verordnet. Die knallige, geometrische Pracht verschwand bis zum Zweiten Weltkrieg fast gänzlich wieder.
Schloss Colditz, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, stellt ein Datenset aus 28 Stücken des avantgardistischen Steingutes aus Colditzer Produktion mittels Fotografien und zugehörigen Metadaten zur Verfügung.
Colditz Castle (State Palaces, Castles and Gardens of Saxony gGmbH) provides a data set of 28 pieces of avant-garde stoneware from Colditz factories from the 1920s and 1930s. The dataset contains photographs and associated metadata.
The stoneware decors, made by using airbrush technique, were inspired by the geometric-constructivist art of that time. The patterns were radically new and colorful. But shortly after 1933, the Nazi Reich Chamber of Culture decreed that producers should use more traditional, folksy decorations. The colorful, geometric splendor almost completely disappeared by the Second World War.