Neue Stipendienprojekte nehmen die deutsche Geschichte in den Fokus

Coding da Vinci hat vier neue Stipendiat*innen. Insgesamt hatten sich zwölf Stipendienanwärter*innen im Nachgang von Coding da Vinci Ost³ um die Förderung beworben. „Freiheit DIY“ und „Radikale Gespräche“ gingen als Siegerprojekte aus der Jurysitzung am 6. Juli hervor.

Basierend auf der „Bauelementesammlung der DDR in Streichholzschachteln“ des Zuse-Computer-Museum (ZCOM) Hoyerswerda entwickelt „Freiheit DIY“ ein VR-Spiel, in dem die Spieler*innen Bauteile zu einem UHF-Konverter zusammenfügen.

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Ausschnitt: Blick in einen Computerraum der 80ziger Jahre
Die Bauelemente für den UHF-Converter liefert das Zusemuseum in Hoyerswerda
Namensnennung
ZCOM-Stiftung
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Die Spielenden nehmen die Perspektive einer fiktiven, jedoch auf zeitgeschichtlichen Informationen basierenden Figur, dem „Elektrobastler“ ein. Der E-Bastler möchte Westfernsehen empfangen und baut sich einen UHF-Konverter zusammen, mit dem er sein Empfangsgerät aufrüsten kann. Das Spiel besteht zum einen aus dem Zusammenbau der Einzelteile in Virtual Reality und macht Technik erfahrbar. Zum anderen geht es im Spielverlauf darum, die einzelnen Bauteile auf verschiedenen Wegen zu beschaffen, wobei der spielenden Person viel Wissen über die staatliche Zensur, die ökonomischen Umstände und ein stückweit auch den Alltag in der DDR lebensnah vermittelt wird. Das Zuse-Museum plant den Erwerb von fünf VR-Brillen, mit denen Besucher*innen in das Projekt eintauchen können.

Die Jury lobte die Idee: "Freiheit DIY" macht DDR-Geschichte erlebbar, beschäftigt sich dabei mit wichtigen Fragen der Informationsfreiheit, nutzt offene Daten und denkt die freie Nachnutzung aktiv mit. So entsteht eine spielerische Gesamtexperience. Das Vorhaben ist sehr detailliert ausgearbeitet, die geplante Umsetzung ist plausibel dargestellt und sinnvoll im Kontext des Zuse-Museum situiert.“

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Dunkelblauer Hintergrund mit Schriftzug Radikale Gespräche, rechts angelehnt an Spielkartenoptik zwei "Damen", davon eine auf dem Kopf stehend
Digitalisate werden zu Spielkarten werden zu "Radikale Gespräche"
Namensnennung
Sonja Meiners
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Um drei weitere Stipendien erhielt das Team „Radikale Gespräche“. Hier bilden offene Daten die Grundlage für die Gestaltung eines gesprächsbasierten Kartenspiels, das die Spieler*innen auf eine 15- bis 30-minütige Zeitreise ins 19. und beginnende 20. Jahrhundert mitnimmt. Im Zentrum des Prototyps stehen die sozialen und politischen Umbrüche im deutschsprachigen Raum, wobei vor allem die Verbindungen zwischen den damals geführten Debatten und den politischen Diskussionen, die wir heute führen, aufgezeigt werden sollen. Dabei stützen sich die Autorinnen auf eine ganze Reihe digitalen Quellenmaterials. Das Kartenspiel soll bis Ende 2022 auf den Markt kommen.

Der Ansatz löste bei der Stipendienjury, wie auch schon beim Publikum von Coding da Vinci Ost³, das dem Projekt bei der Preisverleihung den Titel „Everybody‘s Darling“ verliehen hatte, ein sehr positives Echo aus: „‚Radikale Gespräche‘ bringt große historische Themen, Debatten und Gedanken zu Gegenwartsfragen in Stellung und greift neuralgische Themen wie Gender-Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit auf. Das Kartenspiel kann so Diskussionen und historische Reflexionen bei den Spielenden anstoßen, im besten Sinne zu radikalen Gesprächen führen.“, so das Expert*innenurteil.

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Zwei Männer und eine Frau sind einer VK zugeschaltet.
Die Jury zur Vergabe der Stipendien CdV Ost³ kam online zusammen.
Namensnennung
Coding da Vinci
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Die Stipendienjury wird nach jedem Hackathon neu zusammengesetzt. Ausgewählt wird sie von den Coding da Vinci-Gründer*innen, dem jeweiligen Veranstaltungsteam und der Kulturstiftung des Bundes. Dieses Mal waren dabei:

Dr. Johannes Bernhardt, Digital Manager am Badischen Landesmuseum Karlsruhe, leitete dort u.a. das Projekt Creative Collections an der Schnittstelle von Digitalität und Partizipation. Momentan beschäftigt er sich viel mit den Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Kulturinstitutionen und Ansätzen zur Entwicklung des Digitalen Museums.

Tino Kreßner, Mitgründer der Crowdfunding-Plattform Startnext.com, setzt sich als Gründungsmitglied des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschlands für die Stärkung von Sozialunternehmen ein.

Simone Orgel, renommierte Expertin für digitalpolitische Kommunikation und digitale Strategien, Bereichsleiterin Communitys-Gesellschaft-Politik bei Wikimedia Deutschland. Zuvor war sie u.a. für die re:publica als Head of Projects & International Relations verantwortlich und Lehrbeauftragte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). 

Die Stipendien umfassen eine finanzielle Unterstützung zu Lebensunterhalt über einen Zeitraum von drei Monaten und ermöglichen zudem die Teilnahme an einer Reihe von teils standardisierten, teils für die Projektentwicklung maßgenschneiderten Coachings. Letztere dienen dazu, den Stipendiat*innen weitere Fähigkeiten und Kompetenzen zum Voranbringen ihrer Projekte zu vermitteln.

Gefördert im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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